Das Ilfelder Rotliegend-Becken
Lage und Geologische Situation
Das Ilfelder Becken befindet sich am südlichen Harzrand und nimmt auf 120 km² eine ca. 800m umfassende Schichtenfolge ein. An der Basis des Unterrotliegenden folgt auf grob abgerollte Quarzit-Konglomerate eine Steinkohle führende Formation (ru 2) mit Wechsellagen von grauem Ton- und Siltstein.
Stratigrafische Übersicht
296-258 Mill. Jahre Unteres Rotliegend
Steinkohle führende Netzkater-Formation ru2 (~ 296 Mill.)
Forschungsgeschichte
Die Spezialkartierung der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt setzte mit der Bearbeitung des Südharzes ein, erste Kartenwerke lagen ab 1870 vor. Die Beckensedimente wurden in das Rotliegende gestellt. Die Zuordnung der Kohlenschicht erfolgte über Pflanzenfunde zunächst in die karbonische "Obere Steinkohlenformation" (sto). J.T. STERZEL erbrachte über eine umfassende Revision von llfeld-Fossilen (1901) den Nachweis ihrer Zugehörigkeit zum Rotliegenden.
Wirtschaftliche Bedeutung
Die Gesamtfördermenge der Kohlengruben bei Neustadt, Ilfeld und Sylzhayn wird auf 330.000 Tonnen geschätzt. Zunehmende Absatzprobleme der als "feuerfest" berüchtigten Kohle führten Ende des 19. Jahrhunderts zum Erliegen des Harzer Steinkohlenbergbaus. Lediglich während der Notzeiten 1919-24 und 1946-49 kam es am Richterschacht (Netzberg) zu einer kurzzeitigen Wiederbelebung des Abbaus. Die Ilfelder Bergbautradition wird durch das Besucherbergwerk "Rabensteiner Stollen" wach gehalten.
Artenspektrum
Das Permokarbon wird durch großklimatische Zyklen geprägt. Langsam aber stetig setzen tief greifende Veränderungen ein, in deren Folge die feucht-warmen Bedingungen des Karbons zunehmend trocken-heißen Verhältnissen weichen. Dieser Wandel führt zunächst im Unterrotliegenden zu einem gemäßigten, humiden Klima und einem Nebeneinander von Elementen typischer Oberkarbon- und Rotliegendfloren. Tektonische Vorgänge begünstigen die Herausbildung vielgestaltiger Lebensräume, in denen unterschiedliche Florengemeinschaften die einsetzende Differenzierung in Becken- und Hinterlandfazies dokumentieren. In Aufsammlungen der letzen Jahre kommt dieses Artenspektrum zum Ausdruck.
Text V.Hanebutt
Autunia conferta Sammlung V.Hanebutt
Pecopteris(Senftenbergia) plumosa / Sammlung V.Hanebutt
Florenliste
Calamiten und Sphenophyllen
Annularia spinulosa STERNBERG
Annularia sphenophylloides ZENKER
Annularia carinata GUTBIER 1849
Asterophyllites equisetiformis (SCHLOTHEIM ex STERNBERG) BRONGNIART 1828
Calamites sp.
Calamostachys tuberculata (STERNBERG 1825) WEISS 1884
Sphenophyllum angustifolium (GERMAR) GOEPPERT 1848
Sphenophyllum oblongifolium (GERMAR & KAULFUSS) UNGER 1977
Bärlappgewächse
Subsigillaria brardii BRONGNIART 1828
Farne
Nemejcopteris feminaeformis (SCHLOTHEIM ex STERZEL) BARTHEL 1980
Sphenopteris (Oligocarpia) leptophylla (BUNBURY) GRAUVOGEL-STAMM & DOUBINGER 1975
Pecopteris (Senftenbergia) plumosa BRONGNIART 1828
Aphlebia germarii ZEILLER 1893
Pecopteris (Scolecopteris) arborescens (SCHLOTHEIM ex BRONGNIART) STUR 1980
Pecopteris (Scolecopteris) oreopteridia (SCHLOTHEIM ex STERNBERG) BARTHEL 1980
Pecopteris (Scolecopteris) cyathea (SCHLOTHEIM ex BRONGNIART ) STUR 1883
Pecopteris (Scolecopteris) candolleana (BRONGNIART) STUR 1883
Pecopteris (Scolecopteris) pseudobucklandii (ANDRAE in GERMAR) STUR 1883
Pecopteris (Scolecopteris) hemitelioides (BRONGNIART) STUR 1883
Pecopteris (Asterotheca) sternbergii (GOEPPERT) STUR 1883
Lobatopteris geinitzii (GUTBIER) WAGNER 1983
Farnsamer
Autunia conferta (STERNBERG) KERP 1988
Autunia naumannii (GUTBIER) KERP 1988
Autunia strigosa ZEILLER 1898
Dichophyllum flabellifera (WEISS) KERP & HAUBOLD 1988
Dicksonites pluckenetii (SCHLOTHEIM ex BRONGNIART) STERZEL 1881
Alethopteris schneideri STERZEL 1881
Barthelopteris germarii (GIEBEL) CLEAL & ZODROW 1989
Neurocallipteris planchardii (ZEILER) CLEAL, SHUTE & ZODROW 1990
Neurocallipteris neuropteroides (GOEPPERT) CLEAL, SHUTE & ZODROW 1990
Callipteridium gigas (GUTBIER) WEISS
Odontopteris schlotheimii BRONGNIART 1831
Taeniopteris jejunata GRAND´EURY 1893
Sphenopteris cf. mathetii ZEILLER 1888
Coniferen
Walchia piniformis SCHLOTHEIM ex STERNBERG 1825
Cordaiten
Cordaites sp.
Samenanlagen
Samaropsis sp
Cardiocarpus sp.
Literaturhinweise
BARTHEL, M. (2009): Die Rotliegendflora des Thüringer Waldes, Hrsg. Museum Schleusingen
GIEBEL, C. G. (1851): Bericht über die Leistungen auf dem Gebiet der Paläontologie 1848/49, Nicolaische Buchhandlung Berlin
JASCHE, Ch. F: (1858): Die Gebirgsformationen in der Grafschaft Wernigerode nebst Bemerkungen über die Steinkohlen-Formation in der Grafschaft Hohnstein; Verlag Angerstein Wernigerode
KNAPPE, H. (2011): Wanderungen in die Erdgeschichte, Bd.28 (Harz), Pfeil-Verlag
HAUBOLD, H. (1982): Die Lebewelt des Rotliegenden, Neue Brehm-Bücherei, Ziemsen-Verlag
LOSSEN, K. H. (1882): Geologische Karte TK25 Blatt 4333 Panfelde
SCHRIEL, W. (1928/29):Geologische Karte TK25 Blatt 4330 Benneckenstein und Blatt 4329 Zorge
SCHUBERT, J. (1995): Exkursionsführer Ilfelder Becken, Thüringischer Geolog.Verein e.V.
STEINER, W. (1966): Das Rotliegend des Ilfelder Beckens
STERZEL, J.T. (1901): Die Flora des Rothliegenden von Ilfeld im Harz, Centralblatt f. Mineralogie).
WEISSEMEL, W. / DAHLGRÜN, Fr.(1926): Geologische Karte TK25 Blatt 4233 Ballenstedt
Hanebutt & Meyer 2.9.2011 back / zurück